Am 8. November 1885 experimentiert ein noch unbekannter Physiker in Würzburg mit einer Kathodenstrahlenröhre. Er bemerkt, dass die Strahlen aus der Röhre Objekte als helle Schatten auf einer fotografischen Platte abbilden. Kurz darauf informiert Wilhelm Conrad Röntgen erstmals die Öffentlichkeit über seine Beobachtung «einer neuen Art von Strahlen», die Körper durchdringen und Objekte abbilden können. Die Bedeutung der Entdeckung für die medizinische Diagnose liegt für viele auf der Hand, und die Technik verbreitet sich rasch. Allerdings müssen in den folgenden Jahren zuerst Apparate und Röhren verbessert und die Verfahren standardisiert werden.
Berner Anfänge
In Bern ist es der Physiker und Meteorologe Aimé Forster, der in seinem Labor der Universität Bern die ersten Röntgenbilder herstellt. Er präsentiert bereits 1896 «Radiographische Aufnahmen: ausgeführt mit Röntgenschen Strahlen» und weist auf die Bedeutung der neuen Technologie für die Diagnose hin. Anfänglich nutzen auch die Inselchirurgen die Röntgenanlage des Physikalischen Instituts, bevor im Januar 1898 in einem Anbau der Chirurgischen Klinik ein eigenes Röntgeninstitut in Betrieb genommen wird.
Bildproduktion
Röntgenbilder bilden nicht einfach die Natur ab, sondern sie müssen produziert werden. Um die Vergleichbarkeit der Bilder zu gewährleisten, werden in den Anfangsjahren die Aufnahmeverfahren zuerst standardisiert. Skeptiker weisen darauf hin, dass fehlerhafte Einstellungen auch zu fehlerhaften Bildern führen, die als pathologische Befunde gedeutet werden können. Dass sich die Röntgentechnik durchsetzen kann, ist deshalb auch mit der Entwicklung fotografischer Platten sowie von Röntgenröhren und Fluoreszenzschirmen verbunden. Der grosse Boom ermöglicht die Entstehung kleinerer Firmen, wie der Roewag AG in Bern. Die Roewag AG stellt aus Einzelkomponenten ganze Geräte zusammen.
Röntgenröhren
Nach der Entdeckung der X-Strahlen spezialisieren sich verschiedene Firmen, wie etwa Siemens, schnell auf die Produktion von Röntgenröhren. In diesen Röntgenröhren werden die X-Strahlen in einem Vakuum produziert. Sie entstehen durch den Aufprall von Elektronen auf eine Anode. Einer der frühen Hersteller ist Reinhold Burger in Berlin. Er entwickelt gemeinsam mit Wilhelm Conrad Röntgen Röhren für die Diagnose, bald aber auch für die Therapie. Seine Therapieröhre kommt ab 1913 auch im Berner Röntgeninstitut zum Einsatz.