Mediziner interessieren sich schon lange für die Körpertemperatur, und Physiologen messen sie aus Forschungszwecken vereinzelt. Systematische Messungen setzen sich jedoch erst im 19. Jahrhundert in den neuen Krankenhäusern durch. So übersetzen Ärzte einen subjektiv wahrgenommenen Zustand in eine Zahl. Zunächst bleibt offen, was die gemessenen Werte genau bedeuten. Die Darstellung der Werte in Kurven bringt den Durchbruch und ist heute ein diagnostisches Standardverfahren. Diese Abbildungen helfen dabei, typische Fieberverläufe einzelner Krankheiten zu identifizieren. Kurz vor 1900 fangen auch die Privathaushalte an, Fieber zu messen. Das Thema wird in der Ratgeberliteratur aufgegriffen, und Fiebermessen wird so zur Selbstverständlichkeit.
Vom Forschungsinstrument zum Alltagsgegenstand
Die ersten Thermometer sind lang und unhandlich und finden vor allem in der Forschung Verwendung. Im 19. Jahrhundert setzt sich ein 15 Zentimeter langes Thermometer durch, das über die Ausdehnung einer Quecksilbersäule funktioniert. Form und Funktionsweise bleiben lange Zeit fast unverändert. Im 20. Jahrhundert kommen elektrische, dann digitale Fiebermesser und schliesslich Infrarot–Thermometer auf. Sie messen genau und besonders letztere innerhalb weniger Sekunden. Der tragbare Taschenthermometer mit dem giftigen Quecksilber hält sich jedoch hartnäckig und findet bis in die 1990er-Jahre Verwendung.
Fieber ohne Messen
Als Fieber gilt heute eine erhöhte Körpertemperatur. Mit den systematischen Messungen des 19. Jahrhunderts etabliert sich ein Grenzwert von 37,5 Grad Celsius für erhöhte Temperatur. Im 18. Jahrhundert erfassen die Ärzte die Temperatur nicht mit Zahlen. Albrecht von Haller stellt etwa im Rahmen eines epidemischen «katarrhalischen Fiebers» 1733 bei sich selbst fest: «Nachts fieberte ich heftig und erreichte eine durchaus nicht mittelmässige Hitze.» In der Rückschau lässt sich nicht sagen, wie hoch dieses Fieber war, und auch nicht bestimmen, was Haller unter «mittelmässiger» Hitze verstand.