Pandemic objects
Objekte der Pandemie
Medizin machen in pandemischen Zeiten
Die Covid-19-Pandemie hat während drei Jahren unser aller Leben geprägt: Menschen sind erkrankt und gestorben, die Politik hat einschneidende Massnahmen ergriffen, die Wissenschaft hat Prognosen erstellt und Impfstoffe entwickelt, Arbeit und Alltag haben sich verändert. Wir können alle über unsere eigenen Erfahrungen berichten. Aber was bedeutete die Pandemie für die Menschen im Spital, die mitten im Sturm standen? Hier erzählen sie ihre Geschichten.
Grossbetrieb Inselspital
Das Inselspital ist ein Grossbetrieb. Mehr als 10'000 Mitarbeitende sorgen sich um die Gesundheit von jährlich rund 44'000 stationären Patient:innen. Spitäler sind zentrale Pfeiler des Gesundheitswesens. Pflegepersonal, Ärzt:innen, Reinigungs- oder Sicherheitsdienst, Hotellerie oder Logistik und viele mehr sind für das Funktionieren eines Spitals unerlässlich. Was geschieht mit einem solchen Grosskrankenhaus, wenn eine globale Gesundheitskrise auftritt? Das war die Leitfrage, der sich ein interdisziplinäres Forschungsteam des Departements Gesundheit der Berner Fachhochschule und der Zürcher Hochschule der Künste angenommen hat.
Objekte und Geschichten sammeln
Die Sozialanthropologin Julia Rehsmann und die Designerin Laura Haensler sammelten von Dezember 2022 bis Februar 2023 Geschichten und Objekte, die von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie im Inselspital erzählen. Ausgerüstet mit Aufnahmegerät und Forschungs-«Wägeli» zogen die Forscher:innen durch das Inselspital. Sie bekamen Einblicke in Kliniken, Stationen und Betriebe. Die vielfältigen Auswirkungen der Pandemie entziehen sich einer einfachen Bewertung: Einerseits machten sie als Brennglas bereits bestehende Probleme und Ungleichheiten sichtbar. Andererseits waren sie auch Katalysator von innovativen Projekten. Die digitale Sonderausstellung «Pandemic Objects – Objekte der Pandemie» präsentiert nun die Ergebnisse und bietet Einblicke, wie das Inselspital Medizin machte – in pandemischen Zeiten.
Medizin machen
Spitäler sind keine Inseln: Sie funktionieren als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Covid-19 hat den Spitalalltag unmittelbar wie auch nachhaltig verändert. Organisatorische und logistische Herausforderungen führten zu einem kontinuierlichen Verschieben von Terminen, Dienstplänen und Lagerbeständen. Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie bewirkten das Teilen von Menschen, Professionen und Nationalstaaten in Gruppen nach Vulnerabilität, Systemrelevanz und Risiko. Das Vorbereiten auf Krisenzeiten und Un-/Vorhergesehenes erforderte auch planerische Anpassungsfähigkeit und das Suchen nach Alternativen – was zu überraschend nachhaltigen Lösungen führte. Die Pandemie bedeutete neben Improvisation für viele auch das Aushalten von Dauerstress, Monotonie und Widersprüchen. Das Kommunizieren komplexer Zusammenhänge und das Informieren kontinuierlicher Änderungen war besonders anspruchsvoll und zeigte die Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Digitalisierung. Zwischen den alltäglichen Anforderungen des Normalbetriebs und den besonderen Herausforderungen aktueller globaler Krisen, erforderte das Machen von Medizin in pandemischen Zeiten Improvisation, Innovation und Pragmatismus.